Paul Ahl / Urban garden / 2023
URBAN GARDEN / Kunstraum K634 / Köln
Meine Arbeit behandelt das scheinbar Formale und Alltägliche. Das, was viele schon
einmal gesehen haben oder meinen zu kennen. Ich möchte den Blick auf eben das, was
uns vielleicht absichtslos umgibt, auf das Nebensächliche lenken.
Bereits in frühen Arbeiten aus Lehm und Ton spielt der Zufall eine Rolle, ebenso wie in den
seit 2017 produzierten Arbeiten aus Beton. Während sich erstere meiner Konrolle noch
während des Trocknens und vor allem Brennens mit Feuer entzogen, erscheint das
Unerwartete bei den jüngeren Arbeiten auf unterschiedlichen Ebenen maßgeblich: für die
Formfindung, ihre Erscheinung und schließlich auch für deren Wahrnehmung.
In der Regel verwende ich zufällig vorgefundene Verpackungen, die mir in meinem Alltag
begegnen, zur Formfindung. Diese werden in der Serie „Umverpackung“ meine
Gussformen, in welche ich meine teils eingefärbte Betonmasse hineingieße. Anschließend
trenne ich die Masse und die Hülle voneinander. Der Negativraum wird zur positiven Form.
In den Arbeiten der jüngeren Serie „Dispersion“ können die Ausgangsmaterialien, wie
Schaumstoff oder Karton dagegen als Träger der Betonmasse erhalten bleiben. Bei der
Betrachtung wird die eigene Wahrnehmung auf die Probe gestellt, was ist hart oder weich,
was ist leicht oder schwer.
www.paulahl.de
Harald Kröner / schwarzwasser / 2023
Harald Kröner zeigt große Lackbilder, die Fragmente unterschiedlichster Herkunft, Pflanzenteile, Fischhaut enthalten – die Farbmaterie hat sie während ihrer Trocknung völlig durchtränkt und aufgesogen, so dass sie halb in der Haut verschwunden sind, fast wie Tattoos. Diese schwarz glänzenden Arbeiten gleichen einer Seance mit dem Geist von Makrele, Birkenrinde, der Welt des Zeichners. Sie fangen das Grün aus dem umgebenden Garten ein und erzeugen einen schwebenden grünschwarzen Schimmer.
Zur Ausstellung erscheint eine Edition, die sich auf Allomyrina dichotomus, einem japanischen Samuraikäfer, den Harald Kröner am Strand einer kleinen Insel in Matsushima aufgefunden hat, bezieht. Matsushima – wundersamerweise vom Tsunami des nicht sehr weit entfernten Fukushima 2011 weitgehend verschont geblieben - ist ein an der Ostküste Japans gelegener Ort, der mindestens in Japan als Inbegriff von Naturschönheit gilt, schon vom berühmten Haiku-Dichter Basho als fast jenseits des Sagbaren gerühmt.
Nelleke Beltjens (NL), Sarah Walker (USA) & Thomas Kemper (DE) / PRESENTLY / 2023
Raymund Kaiser / LUMIÈRE FUGACE / 2023
Die besondere Lage dieses Gartenhauses, insbesonders die Lichtverhältnisse während meiner Ausstellung im Sommer, dem August 2023, kommt meiner Malerei, in der ich
mich intensiv mit dem Verhältnis der Farbe zum Licht, unter Einfluss der differenzierten Oberflächen von Matt und Glanz, und Spiegelung des Umraums, beschäftige, sehr entgegen. Der spartanische
Raum, inmitten des monethaften Gartens, wird vom Licht durchflutet und färbt ihn mit den Farben des Gartens ein.
Das Lichtspektrum im Innenraum befindet sich in einem permanenten Wandel. Darauf reagiere ich mit Arbeiten wie ich sie schon mit Lackmarker auf Transparentpapier realisiert habe. Für den Raum
werde ich wandgroße Formate mit Transparentpapier installieren. Die mit dem Lackmarker bearbeitete Oberfläche reflektiert durch ihre neutrale silberne Oberfläche, jede Nuance des von außen
eindringenden Lichtes.
Der Titel "Lumière fugace" bezieht sich auf die flüchtige Eigenschaft des Lichtes, welches sich nicht fixieren lässt. Der Betrachter kann den Wandel nur durch Beobachtung in seinem zeitlichen
Verlauf wahrnehmen.
Raymund Kaiser
Gesine Grundmann / Planetenparade / 2023
Fünf Planeten des Sonnensystems, aufgereiht wie auf einer Perlenkette: ein außergewöhnliches Himmelsspektaktel war laut dem Magazin Sky and Telescope bereits seit
Anfang Juni 2022 zu sehen - und setzte sich noch den ganzen Monat über fort. Dabei waren die fünf Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn in einer Reihe angeordnet und rücken jeden Tag
ein bisschen näher zusammen.
Den besten Blick auf die Planetenparade bot der 24. Juni. An diesem Freitagmorgen erschien die Konstellation dank einer abnehmenden Mondsichel zwischen Mars und Venus noch eindrucksvoller.
Inspiriert von diesem Himmelereignis habe ich während meiner Residency im Salzamt in Linz (Österreich) die Arbeit mit dem obigen Titel begonnen. Aufgrund anderer Projekte habe ich die Arbeit erst
vor kurzem wieder aufnehmen können und entwickele sie speziell im Hinblick auf den Ausstellungsraum K634. Fünf Abformungen bewegen sich auf einer Ebene. Das Modell einer weiteren astrologischen
Behauptung wird im Außenraum platziert. Auf einer anderen Ebene thematisiert die Arbeit das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft, untersucht den Übergang von belebter zu unbelebter Natur und
stellt Fragen bezüglich der Korrelation von Mikrokosmos und Makrokosmos im Anthropozän.
Gesine Grundmann